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Hannah Hattenbach

Olympia als ZielHannah Hattenbach aus Hillscheid ist Deutsche Jugendmeisterin im Bouldern

Hannah Hattenbach aus Hillscheid ist Deutsche Jugendmeisterin im Bouldern – ein Gespräch über Fingerkraft, Nervosität und große Träume


Hannah, du bist Deutsche Jugendmeisterin im Bouldern. Was genau ist das eigentlich – Bouldern?

Bouldern ist eine Disziplin des Kletterns ohne Seil und in Absprunghöhe, also meist bis zu fünf oder sechs Metern hoch. Man klettert dabei kurze, sehr anspruchsvolle Routen, sogenannte Boulder. Bei Wettkämpfen hat man pro Boulder fünf Minuten Zeit. Bewertet wird, ob man die Route bis ganz nach oben schafft – das sogenannte Top – und wie viele Versuche man braucht. Eine wichtige Zwischenwertung ist die Zone, ein markierter Griff in der Route.

Wie bist du zum Klettern gekommen?

Tatsächlich über einen Kindergeburtstag, zu dem ich erst gar nicht gehen wollte. Ich war damals neun Jahre alt. Damals machte ich nämlich eigentlich rhythmische Sportgymnastik. Aber in der Kletterhalle in Koblenz hat es mich dann gepackt und begeistert.

Und wie ging es dann weiter?

Erst war es reines Hobby, einmal die Woche. Aber bei den ersten Wettkämpfen, den sogenannten Kids Cups habe ich direkt gut abgeschnitten. Irgendwann wurde ich von der Landestrainerin Monika Retschy entdeckt und in den Kader eingeladen. Seitdem hat sich alles verändert: Ich habe die Schule gewechselt, bin auf das Heinrich-Heine-Gymnasium in Kaiserslautern gewechselt – eine Eliteschule des Sports – und trainiere mittlerweile sieben Mal pro Woche.

Sieben Einheiten pro Woche – das klingt extrem.Hannah Hattenbach aus Hillscheid ist Deutsche Jugendmeisterin im Bouldern

Manchmal habe ich auch zwei Einheiten am Tag. Morgens um sechs Krafttraining, dann Schule bis nachmittags, danach wieder in die Halle. Das ist schon viel, aber ich liebe es. Ich nutze jede Minute effektiv – selbst in der Bahn lerne ich, denn fürs Abitur zählt nicht nur Sport, sondern auch die anderen Fächer.

Was macht dir beim Klettern besonders Spaß?

Das Dynamische – Sprünge, Koordination, Beweglichkeit. Kraft ist natürlich auch wichtig, aber das Spielerische liegt mir einfach mehr. Und ich mag es, wenn man kreativ denken muss, wie man einen Boulder löst.

Dein größter Erfolg bisher?

Letztes Jahr wurde ich Zehnte bei der Jugend-Europameisterschaft – das war schon riesig. Und dieses Jahr dann der Gewinn der Deutschen Jugendmeisterschaft in der U21. Das ist wirklich für mich großartig.

Wie gehst du mit dem Druck bei Wettkämpfen um?

Das ist tatsächlich eine große Herausforderung. Der Kopf spielt eine riesige Rolle. Wenn die Uhr runterzählt und du hast die Hand am Top, aber bekommst die zweite nicht mehr dran – das kann einen rauswerfen. Ich arbeite viel daran, ruhig zu bleiben.

Was motiviert dich?

Ich will irgendwann zu Olympia – das ist mein großer Traum. Ob das in drei Jahren klappt, weiß ich nicht, aber ich gebe alles dafür. Und ich möchte nächstes Jahr gerne bei der Weltmeisterschaft der Erwachsenen starten.

Verdienst du mit dem Klettern Geld?

Leider nicht. Selbst viele World-Cup-Starts muss man selbst bezahlen, wenn man nicht zur absoluten Spitze gehört. Auch Ausrüstung ist teuer – gute Kletterschuhe kosten 180 Euro und halten manchmal nur zwei Wochen. Meine Eltern unterstützen mich sehr. Sponsoren wären wirklich hilfreich.

Und wenn du dir etwas für den Klettersport in Deutschland wünschen dürftest?Hannah Hattenbach aus Hillscheid ist Deutsche Jugendmeisterin im Bouldern

Mehr Förderung. In Ländern wie Japan oder China gibt es überall Kletterhallen, der Sport ist in der Breite angekommen. In Deutschland sind wir noch nicht so weit. Es wäre schön, wenn talentierte junge Leute unabhängig vom Geld klettern könnten.

Was gibst du kleinen Nachwuchstalenten mit auf den Weg?

Habt Spaß! Wenn man mit Freude klettert, kommt der Erfolg oft von allein. Ich wurde mal von einem kleinen Jungen gefragt, wie ich das schaffe, und habe ihm gesagt: „Wenn du dranbleibst und Spaß hast, schaffst du das auch.“

Und zuletzt: Bleibt noch Zeit für etwas anderes als Klettern?

Ich versuche es! Ich möchte Lehrerin werden, vielleicht in Koblenz studieren. Das wäre gut kombinierbar mit dem Klettern.

Du bist viel unterwegs – Weltcups, Trainingslager, Wettkämpfe in ganz Europa. Wie oft kommst du denn überhaupt noch nach Hause nach Hillscheid?

Meine Familie und meine Freunde in Hillscheid fehlen mir schon. Ich komme ja nicht so oft nach Hillscheid, wie ich es gerne würde. Aber wenn ich in Hillscheid bin, ist es jedes Mal ein bisschen wie Durchatmen. Da kenne ich jede Ecke, da wohnen meine Familie, meine Freunde, da ist mein Zuhause. Gerade nach intensiven Wettkampfwochen ist es schön hier zu sein.